Grossstädte sind im Sportleben oftmals geprägt durch die Konkurrenz zweier grosser Vereine: Mailand, Turin, Rom, Hamburg, München, Liverpool, Manchester sind einige Beispiele dafür. Auch der grössten Schweizer Stadt, Zürich, eignet ein solcher Dualismus der Fussballkultur: Während die Grasshoppers (GC), der Rekordmeister, eher ein bürgerliches Publikum anspricht, wird der FC Zürich (FCZ) durch die Arbeiterklasse und durch die linke Intelligentsija vereinnahmt.
Manchmal mischt sich ein dritter Club in dieses Konkurrenzverhältnis ein, so in München, als Unterhaching für eine kurze Zeit in der Bundesliga in Erscheinung trat. In Zürich war dies der FC Young Fellows („Junge Burschen“), bereits im Jahre 1903 gegründet und mit seinem Namen an die englischen Gründerväter des „football“ erinnernd, so wie der BSC Young Boys Bern oder die Old Boys aus Basel. Die Generation meines Vaters (1916-1992), die noch nicht in den Genuss von obligatorischem Schulenglisch kam, sprach übrigens kurz und bündig von „Jung Boys“. Die Zürcher Fans nannten den Club einfach „YF“, ausgesprochen IIIIEFFFF.
Seine grössten sportlichen Erfolge feierten die Young Fellows während den 1930er Jahren, als es gelang, den Stadtklub FC Zürich von der zweiten Stelle der städtischen Hierarchie zu verdrängen. Gefeiert wurden eine Vizemeisterschaft, zwei Teilnahmen am populären Mitropacup sowie ein Cupsieg (Pokalsieg) gegen Servette Genf. Die Heimspiele an der „Förrlibuckstrasse“ (18000 Plätze) waren damals gut besucht. Nationalspieler wie Brillenträger Leopold „Poldi“ Kielholz oder Alessandro Frigerio gaben sich die Ehre in der kurzlebigen Phase der ersten schweizerischen Profiliga.
Nach dem Krieg sorgte YF mit einigen spektakulären Transfers für Aufsehen. So wurde der Süddeutsche Edmund Conen in den frühen 1950er Jahren als Spielertrainer verpflichtet. Und im Jahre 1958, nur zwei Jahre nach dem Ungarnaufstand, heuerte der Torschützenkönig der Weltmeisterschaften 1954, Sandor Kocisc, an der Förrlibruckstrasse an, nur für einige Monate, um sich fit zu halten, ehe der kopfballstarke Mittelstürmer weiterzog nach Barcelona.
In den 1960er und 1970er Jahren verzückten die so genannten Doppelspiele die Zürcher Fussballfreunde. Im „Letzigrund“ spielten erst die Young Fellows, dann der FCZ, unmittelbar hintereinander. 180 Minuten Live-Fussball jedes zweite Wochenende, das war Zucker für echte Fussballjunkies.
Dann erfolgte der langsame Abstieg. Heute kickt YF in der dritten Liga, der sogenannten „Ersten Liga Promotion“. Nach der Fusion mit Juventus Zurigo heisst der Club neu YF Juventus. Man hat Ambitionen, stieg einmal, gegen den FC Bulle aus dem Kanton Fribourg, gar beinahe in die Challenge League (früher Nationalliga B) auf.
Die dritte Kraft rührt sich. Ob sie noch einmal GC oder den FCZ konkurrieren kann, wird sich weisen.
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