BRÄNDLES BALLBERICHT


 

Mexico, mi amor

 

Fabian Brändle

 

Täusche ich mich, oder muss die mexikanische Fussballnationalmannschaft tatsächlich jeweils nach einer harten Vorrunde an einer WM schon sehr früh erneut gegen einen Titelkandidaten antreten, spielt gut und geht heroisch unter? Tatsächlich stellen die Mexikaner an Titelkämpfen mehr als einen exotischen Farbtupfer dar. Sie spielen engagiert, nicht so taktisch wie die Europäer, meist offensiv und technisch versiert, mit schnellen Aussenstürmern wie Peralta oder Aguilera. Die CONCACAF (Mittelamerika)-Guppe der FIFA dominieren sie in der Regel gemeinsam mit den USA und Costa Rica, erreichen jede Endrunde, gehören zum Inventar des vierjährlichen Fussballfests.

Fussball ist Nationalsport in Mexico City, in Guadalajara, in Tijuana, in einem von Gewalt und militanten Drogenbanden wie den Zetas zerrissenen Land. Die meisten Nationalspieler bleiben im Land und verdienen dort gut, lediglich Superstars wie Hugo Sanchez wechseln zu europäischen Topvereinen, in diesem Fall zu Real Madrid, wo er mit dem Argentinier Jorge Valdano und dem Madrilenen Emilio Butragueno (el buitre, der Geier) einen Topsturm bildete. Hugo Sanchez war ein Meister der Direktabnahme, beherrschte wie einst der Schalker Klaus Fischer den Fallrückzieher wie aus dem Lehrbuch. Berühmt wurde er auch durch seinen Torjubel: Seine vielen Treffer feierte er mit einem veritablen Salto.

Hugo Sanchez war der wohl berühmteste mexikanische Fussballer des ausgehenden zweiten Millenniums. Aber auch andere Stars zeigten Tricks, Finten und Finesse, so der Mittelfeldspieler Manuel Negrete, der an der WM 1986 im eigenen Land gross aufspielte und mittels Seitfallzieher aus 16 Metern das Tor des Turniers zu erzielen vermochte. Etwas später zogen die beiden Mittelfeldstrategen Garcia und Garcia Aspe des Spiel gekonnt mit langen Bällen in die Breite, lancierten auf diese Weise die wirbligen Aussenstürmer. Das gut harmonierende Paar war auch defensiv ein Bollwerk. Der stets bunt angezogene, kleingewachsene Torhüter Jorge Campos (168 cm) schoss auch Freistösse aufs gegnerische Tor und bestach durch seine spektakulären Flugeinlagen. Jüngeren Datums sind die Kapriolen des indigenen Zauberers Cuauhtémoc Blanco, der einen eigenen Trick kreierte, indem er den Ball zwischen die Füsse klemmte und samt Ball am verdutzten Verteidiger vorbeisprang. Cuauhtémoc Blanco soll jedoch ein schwieriger Charakter gewesen sein, der sein Superstardasein weidlich auskostete und seine Mitspieler dominierte, ja schikanierte.

Wie auch die Portugiesen sind indessen viele Mexikaner, nicht nur Goalie Jorge Campos, relativ kleingewachsen, so dass das Risiko, ein Kopfballtor hinnehmen zu müssen, stets vorhanden ist.

Im Jahr 1986 sang der Wiener Entertainer Peter Alexander das deutsche WM-Lied: „Mexico, mi amor“. Das Lied wurde deutschlandweit ein Hit. Man kann auch die mexikanische Musik, den Mariachi, mögen oder nicht, Tatsache ist, dass die Fussballer aus „Mexixo“ alle vier Jahre einen Beitrag leisten zum Gelingen des weltweiten Turniers.

 


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