Skandinavische Spieler in der schweizerischen Nationalliga A
Schweden und Dänemark haben viel erreicht im internationalen Fussball: Während die Dänen im Jahre 1992 sensationellerweise Europameister wurden, holten die Schweden 1958 im eigenen Land die Vizeweltmeisterschaft und wurden je einmal Welt- und Europameisterschaftsdritter. Norwegen und Finnland lagen da schon eher auf Augenhöhe mit der Schweiz, wobei es auch da empfindliche Niederlagen absetzte („Nächte von Oslo“). Island schliesslich war in den 1970er und 1980er Jahren noch bei Weitem nicht so stark wie heute, stellte aber schon eine verhältnismässig stattliche Anzahl an guten Legionären, unter anderem den schussstarken Regisseur Asgeir Sigurvinsson vom VfB Stuttgart.
Die im Vergleich steuergünstige Schweiz als Einwanderungsand zeigte sich schon recht früh offen gegenüber skandinavischen Sportlern, nicht nur Fussball- sondern auch Eishockeypielern. Da im hohen Norden ausser bei den Grossclubs wie IFK Göteborg, AIK Solna oder Brondby Kopenhagen noch ein mehr oder weniger reiner Amateurbetrieb herrschte, waren die Transfersummen relativ niedrig, ja günstig, auch für ausgewiesene (National-)Spieler, die man selbst in der Schweiz halten konnte. Heutzutage wechseln talentierte Skandinavier gerne zu Ajax Amsterdam, in die (Zweite) Bundesliga oder direkt in die Premier League, wo sie natürlich ungleich höhere Summen verdienen können als in der Eidgenossenschaft. Entsprechend horrend sind die Ablösesummen, die sich im besten Fall noch ein FC Basel leisten kann.
Bereits Mitte der 1960er Jahre bemerkten die Grasshoppers Zürich (GC) das grosse Talent des Ove Grahn von IF Elfsborg und sicherten sich, schottische Vereine konkurrierend, die Dienste des 22-jährigen, 180cm grossen Jungnationalspielers. Mit GC wurde der ungemein torgefährliche, kopfballstarke Grahn Schweizer Meister, ehe er für zwei Saisons zu Lausanne Sports wechselte, um erneut bei GV anzuheuern und seine lange Karriere im Jahre 1978 bei Örgryte IS ausklingen zu lassen. Ove Grahn nahm an zwei Weltmeisterschaften teil und schoss dabei ein wichtiges Tor gegen Uruguay. GC machte also gute Erfahrungen mit schwedischen Spielern.
So verwundert es nicht, dass der eher elitäre, aber damals finanzstarke Verein im Jahre 1985 von IFK Göteborg den jungen Stürmer Mats Gren erwarb, der einschlug wie eine Bombe (vier Tore im Startspiel). Gren blieb den „Hoppers“ über 400 Spiele lang treu, wechselte aber immer weiter nach hinten, ehe er zuletzt als Libero agierte. Gefragt nach seinem Spielrezept, antwortete er: „Oggressiv, oggressiv.“ Das setzte er auch um, bis hin zur Unfairness. Einmal brach er dem Stadtzürcher (FCZ) Goalie und Publikumsliebling „Ike“ Shorumnu den Arm, so dass dieser nicht an einer Weltmeisterschaft mit Geheimfavorit Nigeria teilnehmen konnte. Nach der Karriere kehrte Mats Gren nach Schweden zurück, um dort recht erfolgreich als Trainer und als Manager zu wirken.
Blieben wir noch kurz bei den namhaften Schweden: Bei Servette stürmte in den 80er Jahren erfolgreich Mats Magnusson, und bei Lausanne Sports und bei Young Boys Bern (YB) führten zwei klassische Nummern Zehn magistral Regie: Stefan Rehn und Robert Prytz, die beide den langen Pass beherrschten und ein Spiel dirigieren konnten. Gren, Magnusson, Rehn und Prytz (ex-IFK Göteborg) sammelten mit Schweden auch internationale Erfahrung.
Auch „dänisches Dynamit“ wurde in der Schweiz gezündet, sogar bei kleineren Vereinen wie dem FC Wettingen, der Kim Christofte, den Europameister von 1992 unter Vertrag hatte. Kim Christoftes Teamkollege bei Wettingen war der schwedische Stürmer Dan Corneliusson, der viele Tore erzielte, nach der Karriere auf Alkohol abstürzte und in Schweden sogar obdachlos wurde.
Bei YB wirbelte das riesige, blitzschnelle Stürmertalent Lars Lunde aus Dänemark, das zu den Münchner Bayern wechselte, eines schweren Autounfalls wegen aber leider nie spielen konnte und seine Karriere früh beendete. Ein gestandener Stürmer war Servette Genfs „Johnny“ Eriksen, ein Mann mit dem berühmten Instinkt, der einmal über 40 Tore schoss in einer Saison, leider aber sehr früh an einer rätselhaften Krankheit verstarb.
Norweger waren als Ausländer weniger gefragt. Bei YB stürmte der kleingewachsene „Mini“ Jakobsen, der sogar Kopftore erzielte und auch für Norwegens Nationalmanschaft auflief. Bein FCZ wirkte kurz der ehemalige Frankfurter Jörn Andersen, ein Hüne, der dem schwer verletzten ehemaligen Superstar aus Schweden, Thomas Brolin, assistierte. Brolin trug an einem ganzen Bein einen Verband, spielte aber immer noch kluge Pässe, der FCZ kam trotzdem auf keinen grünen Zweig.
Finnen und Isländer kamen noch seltener zum Einsatz in Helvetien. Veli Lampi spielte kurz für den FCZ, während der Nordmann Sigurdur „Sigi“ Gretarsson eine gefragte Stammkraft beim FC Luzern war.
Die Liste ist natürlich unvollständig, ich hielt mich in erster Linie an persönliche Erinnerungen. Nordländer waren in der Schweiz jedenfalls willkommen. Sie waren nämlich keine Diven, brachten Einsatz und Kampfeswillen mit im Gepäck, waren auch gesellig und zugänglich. Sie tranken gerne ein Bier, manchmal auch zwei, wie die Schweizer Spieler damals auch. Und sie kosteten in der Regel wenig, was die sparsamen Schweizer besonders gefreut haben dürfte.
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